"Ein Junkie braucht im Bahnhofsviertel täglich zwischen 100 und 200 Euro."
Ich stehe vor dem türkischen Restaurant „Merkes“, Ecke Münchener Straße, eine der weniger brenzligen Straßen im Frankfurter Bahnhofsviertel. Während ich auf meinen Interviewpartner Ulrich Mattner warte, beobachte ich die unterschiedlichsten Menschen – viele Geschäftsleute, die mit Coffee To Go Bechern in der linken Hand und ihrem Take Away Döner in der rechten Hand wohl von ihrer Mittagspause zurück zum Arbeitsplatz hetzen.
Ich sehe aber auch Viele mit durchlöcherter und dreckiger Kleidung, welche für Anfang Dezember viel zu dünn ist. Ihre Blicke gehen ins Leere und viele von ihnen laufen die Straße verloren entlang und drehen immer wieder um, sodass sie mehrmals an mir vorbeikommen.
Ulrich Mattner, mein Interviewpartner, kommt aus dem Restaurant: „Ich dachte , du bist schon drinnen.“ Unter seinem Arm hat der Lokaljournalist sein Buch „Schaulust“ geklemmt, ein Bildband über das Frankfurter Bahnhofsviertel, welches er zuletzt veröffentlicht hat . Wir gehen in das ziemlich volle Restaurant und finden einen kleinen, gemütlichen Platz am Fenster. Es riecht nach schwarzem Tee und gebratenem Fleisch. Mattner steht vor mir und streckt mir die Arme entgegen, ich verstehe nicht ganz was er von mir möchte: „Na, jetzt lass mich schon deinen Mantel nehmen. Das ist eben die alte Schule – kennst du die überhaupt noch?“
Wenn er so vor mir steht, wirke ich mit meinen 1.60 ziemlich klein gegen seine hochgeschossene Statur. Er trägt ein blau, weiß gestreiftes Hemd und eine helle Jeans. Das Hemd hat einen Stehkragen und die ersten zwei Knöpfe sind aufgeknöpft. In der Hemdtasche befindet sich eine blaue Lesebrille mit einer Plastikfassung. Seine Haare sind gräulich weiß und gehen ungefähr bis zum Kinn. Seine braunen Augen lassen erahnen, das sie schon vieles gesehen haben und wirken betrübt.Doch drumherum befinden sich viele Lachfalten, die sein ganzes Gesicht und Erscheinungsbild auflockern.
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Der Kellner begrüßt uns und fragt, ob er die Speisekarte bringen darf. Wir bestellen zwei große türkische Tees. Zu dem Tee bekommen wir einen Teller mit Baklava „auf’s Haus“. Mattner bedankt sich freundlich: „Wir kommen jetzt jeden Mittag her.“
Er und der Kellner kennen sich, das merkt man. Es wird sich geduzt und locker miteinander gesprochen.
Wahrscheinlich kennt Mattner fast jeden Kellner im Frankfurter Bahnhofsviertel: Der Journalist hat sich nämlich vor zehn Jahren entschlossen hier herzuziehen. Ein paar Jahre danach kam er auf die Idee, Führungen im Frankfurter Bahnhofsviertel anzubieten. Ich habe mich mit ihm über das Wohnen, Arbeiten und die Menschen im Viertel unterhalten.
Du wohnst seit 2009 im Bahnhofsviertel. Wie kam es dazu?
Das ist recht einfach zu erklären. Ich bin mit Leib und Seele Lokaljournalist, also am liebsten direkt vor Ort tätig und es gibt wahrscheinlich kein interessanteres Viertel für einen Lokaljournalisten als das Frankfurter Bahnhofsviertel. Nirgendwo sonst findest du Banken, Drogen, das Rotlichtmilieu, Kunst und Multikulti so nah beieinander.
Das Bahnhofsviertel war für Mattner aber nie unbekannt. Er erzählt mir, dass er bereits in seinen jungen Jahren hier gejobbt hat, indem er Pelze ausgefahren hat. Damals, vor rund vierzig Jahren, hat sich noch das größte Pelzhandelszentrum der Welt im Bahnhofsviertel befunden.
Doch die eigentliche Faszination, das erste nachhaltig beeindruckende Erlebnis, hatte er schon als Neunjähriger. „Ich stand mit meiner Mutter vor dem Frankfurter Bahnhofsviertel, damals haben wir noch in Wiesbaden gewohnt, daher war das sowieso schon alles besonders und spannend. Während wir auf die Tante meiner Mutter warteten, kam ein Amerikaner mit einer Prostituierten an uns vorbei – und die hat mir schon als Neunjähriger sehr gut gefallen. Plötzlich sagt meine Mutter „Das ist ein Callgirl!“ Damals wusste ich natürlich noch gar nicht was ein Callgirl überhaupt ist, aber allein der Tonfall meiner Mutter ließ mich erahnen, dass es etwas hoch Interessantes ist und komplett anders als alles was ich bisher kannte. Damit fing die Faszination eigentlich an.“
Und diese Faszination ist geblieben?
Auf jeden Fall. Ich liebe die hohe Reizschwelle und diese unglaublichen Kontraste, die das Viertel zu bieten hat. In keinem anderen frankfurter Stadtteil gibt es so viel zu gucken. Du läufst hier durch und siehst immer irgendetwas Interessantes.
Ist das Bahnhofsviertel also gar nicht so gefährlich, wie es immer dargestellt wird? Kann ich als junge Frau beispielsweise abends unbedacht alleine nach Hause laufen?
Du weißt schon, dass du gar nicht mehr leben würdest, wenn ich jetzt nicht bei dir sitzen würde? Wir lachen beide.
Wirklich? So Schlimm?
Nein. Als ich hier hergezogen bin, kannte ich das Bahnhofsviertel ja schon, ich wusste also, was auf mich zukommt. Aber als ich hier dann zum ersten Mal alleine herumgelaufen bin, um zu fotografieren, war ich total verunsichert. Ich hatte extremen Respekt vor dem Viertel. Inzwischen hat das aber nachgelassen, umso vertrauter du mit dem Viertel bist, umso weniger kommt es dir bedrohlich vor.
Solange du dich im Hellen aufhältst, passiert dir eigentlich auch nichts. Zudem sind hier wirklich viele Polizeibeamte unterwegs, viele auch zivil, die nicht auf den ersten Blick als Polizei zu erkennen sind.
Als ungefährlich würde ich es aber trotzdem nicht beschreiben, mein Nachbar beispielsweise ist hier auch schon nachts zusammengeschlagen worden. Und der kennt sich hier aus. Aber der war eben auch betrunken und er war in der Weserstraße unterwegs – einer dunklen Seitenstraße.
Generell ist das Sicherheitsgefühl für Frauen aber auch noch einmal ein ganz anderes. Ich kenne das von meiner eigenen Frau, dass sie sich hier nicht so wertgeschätzt fühlt, wie in anderen Stadtteilen. Da stehen dann junge Männer auf der Straße und die gehen eben nicht zur Seite, wenn du vorbeilaufen willst. Das war aber früher nicht so.
Welchen Wandel hast Du mit deiner Zeit im Bahnhofsviertel erlebt?
Als ich hier hergezogen bin, fing gerade diese ganze Szeneentwicklung an. Es gab das „Plank“ als erste Szenebar, das war es dann aber auch. Plötzlich fing es an, dass die New York Times und der Guardian drüber geschrieben haben -und damit war das Bahnhofsviertel auf einmal auch hip.
Damit hat sich natürlich einiges geändert. Als ich hergezogen bin, gab es ca. 1800 Einwohner, in fünf Jahren werden es über 5000 sein. Es gab und gibt also einen riesigen Zuzug und auch einen enormen Umbau von Gewerbeflächen zu Wohnungsflächen. Darunter leiden natürlich vor allem die Junkies und Obdachlosen.
Einen weiteren gravierenden Einschnitt für das Bahnhofsviertel gab es 2015, als die Grenzen aufgingen und viele Flüchtlinge hergekommen sind. Die Drogenszene hat sich extrem vergrößert und laut Polizei hat sich die Anzahl der Dealer verdoppelt.
Also gab es auch einen Wandel in der Drogenszene?
Ja, insofern, dass sich die Drogenszene inzwischen auf einen Bereich beschränkt. Auf den Bereich Taunusstraße, Niddastraße und Elbestraße – das selbe Gebiet, in dem sich auch das Rotlichtmilieu befindet. Dadurch, dass sich die Einwohnerzahl verdoppelt hat, fehlen auch die Rückzugsorte für Junkies.
Früher, Ende der Neunzigerjahre, war die Drogenszene im ganzen Viertel präsent. Wenn du irgendwo eingeparkt hast, musstest du immer gucken, ob nicht irgendwer hinter deinem Auto sitzt und sich gerade einen Schuss setzt. Durch diese Konzentrierung auf diese drei Straßen entsteht aber natürlich auch ein ganz anderes Bild. Dieses Bild gab es früher so nicht.
Was zeigt dieses Bild heute?
Es gibt nicht mehr den Junkie, den Trinker oder den „Crackraucher“ – man sagt die Abhängigen heutzutage sind polytoxisch, das heißt, die hauen sich alles rein.
Du musst dir das so vorstellen, du rauchst eine Crackpfeife – das Zeug wirkt zehn Minuten, katapultiert dich in die Ferne wo ein Alkoholrausch nichts dagegen ist. Du kommst zehn Minuten ins Paradies, aber nach diesen zehn Minuten fällst du in die Hölle. Um diesen Absturz zu mildern, werden inzwischen auch viele Tabletten gedealt, so etwas wie Valium. Jeder versucht überall alles zu bekommen, was gerade auf der Straße zu kriegen ist. Früher war das konzentrierter, jeder Junkie hatte seine persönliche Droge.
Du hast dich auch mal für eine Freiausgabe von Heroin für ausgewählte Abhängige eingesetzt. Wie bist du darauf gekommen?
Ich habe mich lange mit diesem Thema beschäftigt und weiß als Lokaljournalist, dass das ganze Drogenthema in der Frankfurter Politik nicht wirklich eine große Rolle spielt. Es gibt aber in Frankfurt, und wahrscheinlich auch in ganz Deutschland, kein größeres Elend als das von Drogensüchtigen.
Ein Alkoholiker ohne Wohnsitz zu sein ist schon scheiße, aber die haben immer noch die Möglichkeit, sich am Kiosk ihren Chantré für zwei Euro zu holen, ganz legal, ohne zum Dealer zu gehen. Außerdem ist der Schnaps am Kiosk lebensmittelüberwacht. Da darf kein Dreck drin sein. Das Heroin hingegen hat hier im Frankfurter Bahnhofsviertel einen Reinheitsgehalt von vier bis acht Prozent. Der Rest ist einfach nur Dreck.
Außerdem habe ich durch meine Journalistenfunktion und meiner Arbeit als Tourenführer, ein Interesse daran, auch mit den Junkies gut zu sein. Dadurch kennst du die Leute und deren Schicksale. Das tut dir einfach weh.
Während Mattner über die Drogenkranken spricht, wirkt er nachdenklich und schaut in die Ferne. Während er im restlichen Gespräch viel gestikuliert, liegen seine Hände bei diesem Thema übereinander gekreuzt und ruhig auf dem Tisch.
Wie kann man sich so eine Freiausgabe von Heroin vorstellen?
Es gibt in Frankfurt bereits eine Ausgabestelle für Heroin. Die ist aber nicht im Bahnhofsviertel. Dort läuft es so ab, dass dir ein bestimmter Termin genannt wird, an dem du dir dann vor Ort deinen Schuss setzen kannst. Unsere Bahnhofsviertelleute wissen aber gar nich, wie viel Uhr es ist. Die hatten seit über dreißig Jahren keine Termine mehr und würden auch niemals für ein bisschen Heroin durch ganz Frankfurt fahren – da gehen die eher zu ihrem Dealer.
Ein Junkie braucht im Bahnhofsviertel täglich zwischen 100 und 200 Euro. Die meisten schaffen es, sich dieses Geld täglich zu besorgen, wie das funktioniert kann dir niemand erklären. Es funktioniert aber auch nur, weil die Droge die absolute Priorität hat, vor Essen und Trinken, vor allem anderen. Deshalb wäre so eine Einrichtung für eine Freiausgabe ein guter Anfang. Die Dealer würden weniger Umsatz machen und es wäre einfach menschlicher.
Was macht das Drogenmilieu denn mit dem Bahnhofsviertel? Ziehen die Abhängigen das Viertel runter?
Ja und Nein. Die Hotels im Viertel kotzen natürlich – das findest du als Hotel nicht lustig, wenn in deinem Tripadvisor-Eintrag ein Drogendeal hochgeladen wird, mit der Unterschrift „Das passiert vor diesem Hotel“ – Bewertung ungenügend.
Pleite gegangen ist hier aber auch noch kein Hotel. Auch das Rotlicht hasst die Drogenszene, die macht das Geschäft kaputt – viele Freier trauen sich gar nicht mehr hier rein, weil sich die Drogenszene in den letzten Jahren so auf die Rotlichtstraßen konzentriert.
Aber irgendwie tragen die Drogen eben auch dazu bei, dass das Bahnhofsviertel so hip ist. Andere Stadtteile sind langweilig, hier ist es gefährlich und trotzdem kann man unbedacht in der schicken Bar seinen Gin-Tonic trinken. Das macht nicht zuletzt auch den Reiz des Bahnhofsviertels aus.
Und die Anwohner profitieren sogar irgendwie von den Drogenkranken, denn die sind noch das einzige, was sich bremsend auf die Mietpreise auswirkt. Deswegen wohnst du aktuell auch noch in der Taunusstraße günstiger als in der Münchener Straße.
Wenn in einem Stadtteil die Drogenszene hochgeht, gehen die Mieten runter – so sollte es normalerweise sein. Aber hier geht alles hoch, Mieten steigen, Drogenpreise gehen hoch und auch die Anzahl der Dealer steigt.
Kommen wir zu deinen Touren. Wie kamst du auf die Idee?
Das ist eigentlich eine journalistische Nische, in der ich mich hier befinde. Aber das hatte ich so nicht vor, als ich hergezogen bin. Ich dachte eigentlich, ich mache eine super Fotogeschichte und werde berühmt (er lacht kurz) – doch das ist natürlich nicht passiert.
Durch das Buch „Schaulust“ habe ich auch in Bordellen fotografiert. Hatte ich meinen Gästen beim Abendessen davon erzählt, fanden alle das Thema unglaublich spannend. Vor allem die Frauen haben immer gefragt: „Uli, können wir da nicht auch mal rein?“ . So fing es mit der „Rotlichttour nur für Frauen“ an, danach kam die „Kunst und Kiez Tour“ und am Ende dann noch die Fototouren. Im ersten Jahr hatte ich 30 Touren, im zweiten 60 und inzwischen habe ich ca. 15 bis 20 Touren im Monat.
Mittlerweile ist es wirklich auch so, dass ich den Teilnehmern die Bahnhofsviertel-Welt so zeige, wie sie auch ist. Ich kenne die Charaktere persönlich und bin gut mit denen.
Vor kurzem hat mich beispielsweise die Frau eines Laufhausbesitzers angesprochen, dass sie gerne dem zuständigen Steuerbüro eine Rotlichttour mit mir schenken würde. Sowas mache ich dann auch mal gratis. Man kennt und hilft sich eben. Es besteht eine gewisse Verbindung und das ist auch mein Alleinstellungsmerkmal.
Gibt es einen typischen Tour-Teilnehmer?
Nein. Die Gruppe besteht meistens zu 70 Prozent aus Frauen und zu 30 Prozent aus Männern. Von 18 bis 85 Jahren sind alle möglichen Menschen dabei. Ich hatte die Alsfelder Landfrauen oder auch schon Banker oder eine Gruppe von Autohändlern, die sich alle als Bordellgeher geoutet haben. Eine Klasse einer katholischen Mädchenschule nahm auch teil. Da war wirklich alles schon dabei. Die einzigen, die ich nicht habe, sind die, welche das einfach nicht sehen wollen – die wegsehen wollen.
Wie kommen deine Touren bei den Leuten im Viertel an?
Die Bordellinhaber sehen das differenziert. Diejenigen die mich rein lassen, sehen das als Öffentlichkeitsarbeit. Die sagen immer: „Wichtig ist, dass du erzählst, dass es in Amerika keine Bordelle gibt und dass dort die Vergewaltigungsrate viel höher ist.“ Das sage ich dann auch, ich beschönige aber nichts. Ich würde niemals schlecht über ein Bordell reden aber ich sage den Teilnehmern schon, dass hier Armutsprostitution herrscht: 15 Minuten Sex kosten 20 Euro. Eine halbe Stunde 50 Euro und auf der Straße bekommst du Geschlechtsverkehr schon für fünf Euro. Das sollte man dann auch nicht gut reden.
Gibt es bei den Touren eine typische Frage die immer aufkommt?
Ja (lacht), vor allem bei der Tour nur für Frauen wird fast immer gefragt, ob es so ein Haus mit lauter jungen und hübschen Kerlen auch für Frauen gäbe. Gibt es aber nicht. Da seid ihr Frauen viel zu anspruchsvoll, wenn es um die hygienischen Verhältnisse geht.
Ist es in einem Bordell tatsächlich so dreckig?
Nicht in allen. Die meisten Bordelle werden aber von rumänischen und bulgarischen Frauen dominiert. Viele von denen ersten, die herkamen, wussten nicht einmal, was eine Toilette mit Wasserspülung ist. Das musste denen erklärt werden. Hier herrschte auch in puncto Sauberkeit Nachholbedarf. Das hat sich inzwischen aber geändert.
Gibt es so etwas wie Zwangsprostitution im Bahnhofsviertel?
Ja, die gibt es. Aber nicht durch den typischen Luden, der mit Goldketten behängt, im Cabrio durchs Bahnhofsviertel fährt. Das ist vorbei.
Die meiste Zwangsprostitution geht heutzutage von der eigenen Familie aus. Fast alle rumänischen Prostituierten, die ich kenne, schicken Geld nach Hause. Viele kommen auch zusammen mit ihrem Ehemann her. Der findet hier dann keinen Job und fängt an zu spielen -Spielcasinos gibt es hier genug – oder er rutscht in die Drogenszene ab, welche er ja gleich um die Ecke findet. Für diese neuen Hobbys muss die Frau dann aufkommen. Das ist eher die Art von Zwangsprostitution, die man hier erlebt.
Wie verhält es sich mit dem Straßenstrich?
Den gibt es ganz massiv. Du erkennst ihn aber kaum, weil er verboten ist, daher ziehen sich die Frauen auch nicht so auffällig an. Das sind dann meistens Zigeunerinnen oder Drogenfrauen welche dort stehen.
Wird dagegen nichts unternommen?
Die Polizei sagt, dass die Straßenprostitution für sie keinen Vorrang hat. Den haben die Drogen und daran scheitern sie schon. Die versuchen ja seit Jahren, die Süchtigen weg von der Straße zu holen, damit weniger offensichtlich und im besten Fall nur noch in den Druckräumen konsumiert wird. Da gibt es regelmäßige Razzien, doch wenn ich am nächsten Tag durchs Viertel laufe und die Drogenleute frage, ob sie schon nervös auf dem trockenen sitzen, kommt nur ein verwundertes: „Nein. Warum, gibt’s nen Engpass?“
©Bilder/Ulrich Mattner/Niklas Diemer